Freie Liebe

„Schon in ihrem Roman ‚Zwei und Zwei‘ mochte ich den sezierenden Blick von Tessa Hadley auf liebende und verliebte Menschen sowie deren Zielscheiben. Erbarmungslos beschreibt sie Streben und Zaudern im Kosmos erlaubter und unerlaubter Amouren. Diesmal schafft sie mit Phyllis eine Protagonistin, die zwischen Muttersein und häuslicher Routine fest installiert ist. Bis ein junger Besucher der Familie sie über die Selbstverständlichkeit ihrer Pflichten zweifeln lässt und in ihr die Lust am Ausbruch aus ihrer Rolle entzündet.

Nach der Flucht von einer langweiligen Party mit Kollegen ihres gesellschaftlich etablierten Gatten folgt man Phyllis auf dem Pfad des Umdenkens, des selbstbestimmten Wegs, das eher dem Gefühl als Konventionen folgt. Nicht einfach für Ehemann Roger und die Kinder Hugh und Colette sowie für die nähere Verwandschaft und den Bekanntenkreis. Aber was hat man schon zu verlieren als sein altes Leben? Letztendlich macht der Aufbruch in die Freiheit auch vor der pubertären Tochter nicht Halt.

Es sind die Frauen, die in diesem Buch kein Risiko scheuen. Und sich nebenbei auch noch um die Männer kümmern. Dass das Buch im London der 60er Jahre spielt, ist Nebensache. Die Geschichte könnte auch ein halbes Jahrhundert später so stattfinden. Das sollte allerdings etwas nachdenklich stimmen. Zum Lesen, nicht unbedingt zur Nachahmung, empfohlen. Warnung: Als Geschenk von Ehemännern für ihre Frau riskant!“